Die Krise der Verbindungen und Beziehungen

 

Ein Essay in (vermutlich) drei Teilen und eine Kampfansage gegen den anschwellenden Bocksgesang der Ideologie

 


Die heutige Krise unserer Demokratie ist Teil einer umfassenden multidimensionalen Krise der Menschheit. Im Folgenden werde ich versuchen, die Konfliktlinie klar aufzuzeigen und die Konsequenzen unserer Richtungsentscheidungen herauszuarbeiten.

Wir werden unser Sichtfeld dabei weit über den normalerweise mikroskopisch-ideologischen Blick auf bestimmte Ausschnitte hinaus ausdehnen in kosmische, ewige und historische Bereiche, denn wenn es ums Ganze geht, sollte man das Ganze auch im Blick haben.

Ich werde es aber auch zusammendampfen und die Zusammenhänge zu dem Rechtsruck darstellen und vor allem auch, wie es in Deutschland zu solch einer gefährlichen reaktionären Rückwärtsrolle kommen konnte, wie Offenheit, Frieden und Toleranz gezielt entartet wurden zu Ausgrenzung, Entrechtung und Gewalt, wie gezielt die Wahrheit relativiert, ja demontiert und Fakten durch irrelevante Meinungen ersetzt werden und falsche Ideologie die Meinungsfreiheit missbraucht, um Lüge, Hass und Hetze zu etablieren.
 
Denn die Erosion der Demokratie und Verrohung der Sitten ist kein Zufall und zumindest in Deutschland kann man einen Beginn dieses aktuellen Angriffs an einem Ereignis festmachen:

Dem Erscheinen eines Essays mit der Überschrift „Anschwellender Bocksgesang“ im Spiegel am 07.02.1993 von Botho Strauss.


https://www.spiegel.de/kultur/anschwellender-bocksgesang-a-00c4ba54-0002-0001-0000-000013681004


Und da dieser Essay, wie immer, wenn das Böse am Werke ist, Gutes und Wahres mit Abscheulichem und Ungeheuerlichkeiten zu einem toxischen Cocktail mischte, möchten meine Gedanken als eine Richtigstellung gelesen werden, nicht als bloße Gegenrede, sondern als weitere Grundsetzung zu einer neuen Entwicklung und Korrektur dieser Entwicklungsstörung.

 


Wir erleben heute eine tiefgreifende Krise unserer Verbindungen und Beziehungen, der sogenannte gesellschaftliche Kitt scheint nicht mehr zu halten und die Gesellschaft droht auseinanderzudriften. Wie eine Eisscholle, die in tausend kleine Stücke zerbrach, weil der innere Halt nicht mehr vorhanden ist.
 
So, wie der innere Zusammenhalt fehlt, so, wie wir keinen inneren Halt mehr finden, kein Innehalten, finden spalterische, lebensfeindliche Kräfte immer mehr Eingang und Gehör, um uns zusätzlich auseinanderzutreiben, zu verhärten und in diesem gespaltenen Zustand zu halten, dann nach wie vor gilt:

Teile und herrsche!

 

Wer die Verbindung verliert, verliert automatisch meist auch den Halt. Dann gibt es kein Halten mehr und wir rutschen zusehends, mit zunehmender Geschwindigkeit in immer massivere Probleme. Mehr und Mehr Verbindungsstörungen und/oder Beziehungsprobleme tauchen auf.

 

Jede Verbindungsstörung ist wie ein Schleier, der sich zwischen uns und die Wirklichkeit schiebt und unsere Sicht verzerrt. Viele Schleier hat der Mensch schon gelüftet, doch nie ohne den Widerstand derer, die lieber im Dunkeln leben, im Graubereich der Meinungen, des Kampfes gegeneinander, der Entfremdung seiner selbst.
 
Je mehr Schleier, je mehr Verbindungsstörungen vorliegen, umso mehr entfremdet der Mensch sich seiner selbst. Und je entfremdeter man seiner selbst ist, umso mehr hat man Angst vor allem Andersartigem, Fremden und Neuem.


Die Entfremdung wirkt dabei immer in zwei Richtungen: Auf der einen Seite verführt oder provoziert sie zu Verhalten, das Schäden verursacht, auf der anderen Seite führt dies zu Verdrängung der Wirklichkeit bei Suche einer Ursache für das eigene Leiden im Außen.
 
Ein Sündenbock muss her, ein Feindbild installiert und ein Schuldiger benannt werden.

Dazu bedient man sich rassistischer oder homophober Stereotype, dann sind die Juden, die Blacks, die Migranten, die Sinti und Roma, die Hexen oder wer auch immer Schuld und dann muss man schon mal zwanghaft „Negerkuss“ oder „Zigeunerschnitzel“ droppen, um seinem Hass Ausdruck zu verleihen und kann dann herrlich rumopfern, dass man ja nichts mehr sagen dürfte, wenn dieses Verhalten, erst recht als konzertierte Massenkampagne wie damals die Reichskristallnacht, zurecht unter Kritik gerät.
 
Erleben wir tagtäglich auf X (Twitter). Ist es nicht so? Prüft stets selbst auch die Worte des Propheten, nichts ist allein darum wahr, weil ich es sage, sondern nur dann, wenn meine Beschreibung mit der Realität übereinstimmt.
 
Treten wir mal etwas zurück und reflektieren das Geschehen neutral, so sehen wir da ein rein gestörtes, dysfunktionales menschliches Beziehungsgeflecht. Dies ist Teil der Krise der Verbindungen, die wir uns hier Stück für Stück näher betrachten wollen.


 

Folgendes Beispiel aus der Forschung zeigt deutlich, wie sehr wir im Durchschnitt die Verbindung zu uns selbst verloren haben. Forschende luden Menschen zu folgendem Experiment: 
 
Sie luden Männer und Frauen ein, brachten sie in einem Raum, wo der Test stattfinden sollte. Dazu sagten sie ihnen, dass in einer Ecke des Raumes von einem vorigen Experiment noch ein Gerät stünde, um Stromstöße zu verteilen und man doch dieses bitte ignorieren sollte, es käme gleich jemand, der sich um sie kümmert.
 
Um zu demonstrieren, wie sich der Stromstoß anfühlt, wurde den Probanden sogar vorher einer verabreicht und viele gaben an, lieber 5 Dollar zahlen zu wollen, als noch so einen Stromstoß zu erdulden. Dann ließ man die Proband*innen allein.
 
Innerhalb eines Zeitrahmens von 15 Minuten verabreichten sich ein Viertel der weiblichen und zwei Drittel der männlichen Versuchsteilnehmer weitere Schocks, so wenig ertrugen sie das `mit sich selbst sein´.
 
Wir können nur rätseln, ob ein Zusammenhang besteht mit unserer Lebensweise, die uns stets mit viel Bling-Bling und Trara materialistische Propaganda und Werbung von morgens bis abends um die Ohren knallt.
 
Ich kann mir vorstellen, dass dieses Phänomen vor 200 Jahren, vor Erfindung von Grammophon, Rundfunk und Fernsehen, noch nicht so weit verbreitet war, dafür vielleicht andere Formen der Entfremdung, aber die ständige Ablenkung stärkt eben nicht Achtsamkeit und bei sich sein, sondern zersetzt oder zerfasert die Persönlichkeit bis zur Unkenntlichkeit, bis nur noch ein Zerrbild übrig ist, das mit der angelegten Persönlichkeit im Original nicht mehr viel zu tun hat und sich in nicht wenigen Fällen genau auf der Gegenseite zu den guten Anlagen im Menschen positioniert.
 
Es ist ein Zerreiben der Beziehungen des Menschseins, eine innere Zerrissenheit und Abspaltung von sich selbst, die durch die Spaltung und Zerrissenheit der Gesellschaft ihren Widerhall findet.

 

Wenn tatsächlich so viele Menschen, wie in der Studie gezeigt, keine bewusste und liebevolle Beziehung zu sich pflegen, geht irgendwann der gesamte Beziehungskontext flöten. Bricht dieses Geflecht zusammen, entsteht ein weiteres Phänomen unserer Zeit: Einsamkeit!


Man sollte gar nicht glauben, da es immer mehr und mehr Menschen gibt und auch mehr und mehr Kontaktmöglichkeiten bzw. Formen des kommunikativen Austauschs, dass Einsamkeit ein größeres Problem darstellen würde.
 
Doch zeigt sich deutlich, dass die Kontakte über die sog. sozialen Medien des Internets den persönlichen Austausch nicht ersetzen können und wesentlich ärmer sind als direkte Treffen von Mensch zu Mensch, wie eine Mahlzeit, die nicht sättigt, aber süchtig macht, wir verhungern emotional, obwohl wir uns kommunikativ überfressen. Ich rate immer dazu, sich nicht im Netz zu verleben, sondern im Leben zu vernetzen.

 


Dennoch, da schon die Verbindung zu uns selbst gestört ist, wie können wir funktionale und blühende Beziehungen zu anderen Menschen erwarten? Oder auch zu anderen Lebewesen? Zum Lebensraum? Wir sehen, wie tief die Wunde reicht, die unsere falsche Lebensweise den Menschen schlägt.

 

Da stellt sich die Frage, ist dies ein Zeichen der Moderne, wozu es rechte Ideologen gern machen (bekanntestes Beispiel Evolas „Revolte gegen die moderne Welt“) und was heute genau in jenen Kreisen rezipiert wird, wenn demokratie- und freiheitsfeindliche Kräfte die Begriffe umkehren, wovor uns George Orwell mit „1984“ warnte.
 
Unvernunft heißt dann „Freiheit“, Toleranz und Miteinander werden als „Wokeismus“ delegitimiert, Migrant*innen zu Gefahr für Leib und Leben stilisiert. Damit installieren sie wieder ihre Feindbilder und Opfergruppen.
 
Doch ist es tatsächlich so, dass in eine vermeintlich gute, natürliche oder gottgewollte rechte Ordnung das linke Chaos hereinbricht? Und war das eigentlich schon immer so? Das sind die Fragen, mit denen wir uns jetzt auseinanderzusetzen haben.

 


Schauen wir in der Geschichte ganz weit zurück, in die menschlichen Gesellschaften der Jungsteinzeit, so sehen wir da die letzten Formen einer natürlichen Ordnung wirken.

In der Tat war es die Moderne, die den Menschen aus dem natürlichen Spiel der Kräfte zusehends herausnahm:
 
Nämlich die landwirtschaftliche Revolution und die zunehmende Sesshaftwerdung des Menschen vor 12.000 bis 10.000 Jahren. Ja, damals dauerten Entwicklungen noch Jahrtausende, bei denen wir heute das Gefühl haben, sie geschähen im Wochentakt. Interessant auch:
 
Von den Bauern vor 12.000 Jahren ging die denaturierte Lebensweise aus, die die Bauern noch heute mit Traktoren verteidigen, natürlich aufgeheizt und getragen von der rechtskonservativen und libertär-faschistischen Lügenpropaganda.


 

Wie gestaltete nun der Mensch seine Gesellschaft vorher, in der Jungsteinzeit, die für viele Kulturen eine paradiesische Erinnerung darstellt?
 
 Die Menschen lebten in einem erweiterten Bewusstsein, das nicht nur die Gruppe mit einschloss, sondern den gesamten Lebensraum. Wir haben Funde, wo sich liebevoll um Alte und Verletze gekümmert wurde. Niemand stand für sich allein. Es gibt Beispiele für Aufnahme gruppenfremder Mitglieder, z.T. auch Neandertaler*innen.
 
Verletzungen aus Kriegen und Konflikten sind selten. Die Menschen kümmern sich umeinander und fühlen sich ihrer Umwelt verbunden, wie die Kunst dieser Zeitepoche, überliefert in Figuren und grandiosen Höhlenmalereien, zeigen.
 
Kultur und Natur hielten sich die Waage. Besitztum war stark eingeschränkt, ein allgemeiner Besitzstand unüblich, nur besonderen Gruppenmitgliedern wurden besondere Besitzstücke zugeschrieben und zumeist mit ihnen beerdigt.


Mit der Sesshaftwerdung begann sich die Vorstellung isolierter Prozesse, eines isolierten Menschenlebens jenseits der Natur, einhergehend mit Besitzvorstellungen an Land, Leuten, Werkzeugen und Waffen mehr und mehr durchzusetzen.
 
Der Fokus der Einzelnen legte sich nun nur noch auf das Einzelne und sie vergaßen den Gesamtzusammenhang. Spezialisierungen nahmen zu. Dieser Prozess wurde praktisch bis in die heutige Zeit fortgesetzt mit all den schrecklichen Folgen wie Armut, Ausgrenzung, Krieg usw.
 

Vergleichen wir nun das Gesellschaftsmodell der Menschen der Jungsteinzeit mit dem der ersten Stadtstaaten und Imperien, stellen wir fest, dass das friedliche Gruppenleben der natürlichen Ordnung entspricht und mit dem Wachstum der Gemeinschaft immer mehr unnatürlicher Egoismus sich durch setzte.
 


Von unserem Eingangsgedanken ausgehend könnte man sagen, die hochentwickelten jungsteinzeitlichen Gesellschaften waren woke, die späteren egoistisch geprägt. Das woke Verhalten ist also natürlich, das abwehrende und abwertende egoistische Verhalten ist denaturiert.
 
Denn eine der größten Kräfte der Evolution die (artenübergreifende) Kooperation wurde zugunsten von Konkurrenzdenken und dem Recht des Stärkeren aufgegeben.

Jetzt wird es deutlicher: Die sog. Rechte vertritt das widernatürliche, degenerierte, egoistische Weltbild und bekämpft die Rückkehr zu Frieden, Gleichgewicht und natürlicher Ordnung.

 


Es gibt allerdings Kulturen und Denkströmungen, die dieses verbindende, einende Element bis heute bewahren. Politische Bestrebungen, die in dieser Richtung sich orientieren, gibt es auch nicht wenige. Betrachten wir uns das näher:

 Einmal sind die sogenannten indigenen Völker und Kulturen die Halter eines solchen Denkens, welches der berühmte Ethnologe Claude Lévi-Strauss als `das wilde Denken´ bezeichnete und unserem westlich-rationalem Weltzugang gleichsetzte.
 
Das erklärt auch, warum egobasierte, rechte Gesellschaften die Indigenen zum Feind erklären und vernichten wollen. Sie passen nicht zum uniformierten Massemenschen und entfremdeten Systemsklaven, der ihren Reichtum erschaffen soll.
 
Wer dieser Art zu denken nachfolgt ist für den Frondienst des Zwangskollektivs der Volksgemeinschaft nicht mehr geeignet. Dieses Muster sieht man häufig da, wo wildes Denken sich auch außerhalb, in der Revolte gegen starre, lebensfeindliche, rechte Dogmen, zeigt.
 
So sagte man im 3. Reich, wer vom Swing-Virus befallen sei, eigne sich nicht mehr zum Marschieren in Reih und Glied.


 

Neben den Indigenen sind es besonders die sog. „östlichen Philosophien“, die ein ganzheitliches Denken entwickelten, das das wilde Denken nicht durch reinen Rationalismus ersetzt, sondern um diesen, innerhalb ganzheitlich betrachtenden Denkweisen, erweitert. Ein Vorteil dieser Sichtweise: 

Der Rationalist schließt irrationale Momente aus und ist damit nicht mehr ganz. Der Ganzheitliche hingegen akzeptiert den Rationalismus vollumfänglich als Teilwahrheit, als notwendigen Teil des Ganzen.
 
Dies findet man in der indischen wie chinesischen Denktradition wieder, aber ebenso in den Urreligionen der Region, dem Bön in Tibet, dem Shinto in Japan oder den Schamanen Koreas, wie den Hochreligionen des Buddhismus, Hinduismus oder Daoismus.

 


Doch auch im Westen ist der reine Rationalismus ein Fremdkörper, der, wenn er totale Herrschaft behauptet, auch nur Egoismus fördert. Jeder Teil funktioniert nur an seiner Stelle gut und alle Teile bilden ein funktionierendes Ganzes. Jedes übergreifen auf andere Stellen stört die Funktionsweise des natürlichen Systems.
 
Auch die westliche Philosophie, speziell in ihren idealistischen, pantheistischen und monistischen Teilen, hat sich eine ganzheitliche Sichtweise der Dinge bewahrt, formuliert diese jedoch in so hochkomplexen Gedankensystemen, dass diese meist nur Expert*innen zugänglich sind und die Brücke zur breiten Masse fehlt. Diese Lücke wollen wir mit der „IG Neue Zeit“ schließen.

 

Als kleiner Erinnerungseinschub: Ein Großteil des guten Geisteslebens der Deutschen ist heute uns nicht mehr bewusst, denn die Zäsur des Nationalsozialismus bedeutete nicht nur, Bücher zu verbrennen, sondern ganze Denkschulen auszulöschen, die heute der Wiederentdeckung harren.
 
Die Rechten haben uns unseres Besten beraubt und nur Blut, Schutt und Asche gelassen. Ein Freund unseres Volkes und Kultur handelt so nicht.


 

Fassen wir den Gedanken nochmal zusammen: Die heutige Rechte, in Deutschland reicht das Spektrum von AfD und Heimat/Ex-NPD und deren Jugendorganisationen über freie Kräfte bis in die CDU, CSU und FDP, zum Teil finden sich auch Sprenkel davon bei den Grünen (Boris Palmer) und mittlerweile mischt auch die SPD (nicht, dass es auch da schon Einsprenkelungen vorher gab, siehe Thilo Sarrazin) kräftig mit, wollen also mit ihrem Weltbild nicht zurück zur natürlichen Ordnung, sondern zum widernatürlichen, egoistischen System.
 
Die Menschen lassen sich durch Angst und Wut dazu bringen, freiwillig in diese unnatürliche Systemhaltung zu kriechen, sogar dafür zu kämpfen und in den Krieg zu ziehen (Diederich Hessling aus „Der Untertan“ von H. Mann bildet das archetypische Beispiel hierzu ab).
 
Sie ziehen aus, den Feind zu vernichten, von dem ihnen eingeredet wurde, dass er uns bedrohe: LGBTQIA-Menschen, Muslime, Juden, Sinti und Roma, Woke, Linksgrüne usw., alle, die sich der Zwangsnorm und dem Kollektiv nicht beugen wollen sind der Feind und müssen gebrochen, unterworfen und ausgelöscht werden, dann wird alles gut, dann sei die „natürliche Ordnung“ wiederhergestellt.
 
Es sollte uns zu denken geben, wenn zur natürlichen Ordnung die Vernichtung natürlicher Erscheinungen dazugehört.

 


Auch ein Blick nach Russland, dem von der Rechten gefeierten, zeugt, wohin solche Feindbestimmungen immer führen: Zu Folter, Vergewaltigung und Massenmord. Wir können diese Mechanismen weltweit wirken sehen, je egolastiger ein System, desto deutlicher.

 


Hier sehe ich übrigens den Ursprung der geschichtlichen Dialektik: Im Kampf zwischen den Ganzen und den Geteilten, zwischen den Natürlichen und Widernatürlichen, zwischen denen, die das Gewordene das Gemachte bestimmen lassen und denen, die das Gemachte dem Gewordenen vorziehen, denen, die Allem verbunden sind und denen, die nur Eigenem verbunden sind.


Wie ich bereits ausführte begann mit der Sesshaftwerdung die menschliche Bewusstseinsentwicklung einen Knick zu bekommen. Bis dahin entwickelten sich Ich-Bewusstsein und Zugehörigkeits-Bewusstsein parallel.

Ab der landwirtschaftlichen Revolution, spätestens vor 10.000 Jahren, begann sich dies in Richtung ICH, weg von der Verbundenheit zu entwickeln und jene Krise der Beziehung und Verbindung begann.

 

Seitdem kämpft die Freiheit gegen Unterdrückung, das Natürliche gegen das Widernatürliche, das Ganze gegen den Teil der behauptet, das Ganze zu sein.

Erst durch diesen Knick in der Entwicklung, dem Sündenfall mit der anschließenden Vertreibung aus dem Paradies, begann die geschichtliche Dynamik samt Krieg, Ausbeutung, Besitzstreben usw. an Fahrt aufzunehmen zu ihrem anhaltenden Siegeszug bis heute.
 
Und immer noch ist der Kampf nicht entschieden. Immer, wenn das Natürliche sich durchzusetzen beginnt, folgt darauf eine Vernichtungsaktion, die uns zurückwirft.

Aus diesem „Hin & Her“ müssen wir raus, es gilt für jede*n Einzelne*n eine Entscheidung zu fällen: für der Ordnung des Lebens und dem Kult des Todes.

 

Hier endet der Tragödie erster Teil, den nächsten gibt es nächste Woche Freitag!

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