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Essay „Die Krise der Verbindung und Beziehungen“, Teil 2
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Präsentiert von N.E.O. Neuer Egyptischer Orden und der IG Neue Zeit als offizielles Sprachrohr des Friedensreichs Gottes
Essay „Die Krise der Verbindung und Beziehungen“, Teil 2
Lasst uns die Erkenntnisse der ersten Teils noch einmal kurz zusammenfassen:
Das Bewusstsein entwickelte sich ursprünglich ganzheitlich, indem Schicht auf Schicht sich entfaltete. In der Jungsteinzeit erfuhr diese Entwicklung einen vorläufigen Höhepunkt, weil Ich-Bewusstsein und Zugehörigkeits-Bewusstsein im Gleichgewicht standen. Zugehörigkeits-Bewusstsein ist jenes, das mich als Teil des Ganzen fühlen lässt, dass Ich dem Ganzen zugehörig ist. Dies verschob sich durch die Sesshaftwerdung weg von Zugehörigkeit, hin zur dadurch isolierten, eingegrenzten Vorstellung eines „Ich“, indem das zerbrochene Teilbewusstsein sich mit Dingen in der Welt identifiziert, in Anlehnung und Ablehnung. Dadurch verliert der Mensch aber die Verbindung zum Ganzen und zu seiner Mitte und hüllt sich in seine Vorstellungswelt, die es dann gegen die Realität und die Anderen zu verteidigen gilt.
Nun entfaltet sich eine Basis der mikrosystemischen dialektischen Geschichtsentwicklung im Kampf der Ichs gegeneinander, der Krieg als Vater aller Dinge, der Mensch wird dem Menschen ein Wolf, der Kampf Aller gegen alle. Zugehörigkeit wird nur noch zur Gruppe bzw. den Individuen empfunden, die die Narrative teilen, die das Ich sich einbildet, seine Vorstellung, wie es zu sein hat, diese Bindungen sind künstlich und wertlos, denn wie schnell werden sie in der Gefahr oder für Geld, Besitz und Macht aufgegeben, wie oft lacht die Fratze des Verrats uns in der Geschichte entgegen, doch sicher genauso oft wie die falscher Loyalität. Das Ego und seine Masken. Und dann will natürlich jede Ich-basierte Gruppe will die andere von der Realität der eigenen Ansichten überzeugen, was automatisch in Konflikt münden muss. Dies gilt für politische Parteien ebenso wie für Religionen oder Wirtschaftsunternehmen, im Zweifel selbst bei Fußballvereinen, Kaninchenzüchtern und Schrebergartengemeinschaften. Jeder will „first“ sein, jeder „great“, doch am Ende gewinnt in dem System immer nur Einer und immer die Wenigen gegen die Vielen. Systemisch kann das auch nur so sein, es gibt nur zwei Gewinn-Möglichkeiten, entweder Abstufungen erstgenannter oder eine Fairteilung auf Alle. Letzteres würde Ich jedoch nie zulassen...
Wir sehen, das Ich sucht nach dem, was es sei, und löst dies durch Identifikation mit Dingen, die es nicht ist. Durch diese Halblings-Art hat das Ich immer ein Gefühl von Minderwertigkeit, die es beweint oder mit Aggression und zur Schau gestellter Stärke überspielt und dass ihm etwas fehle zu seinem Glück. So entwickelt es verschiedenste Strategien der Bewältigung, Süchte und Abhängigkeitsverhältnissen und wird grundlegend auf die ein oder andere Art expansiv. Da es sich schwach fühlt, sucht es Ergänzung und Stärkung in der Gruppe Gleichgerichteter. Mit Stärkung der Gleichrichtung in einer Gruppe steigt im gleichen Maße ihre Destruktivität und der Hang zu blindem Glauben und Gehorsam.
Jeder Mensch, der sich mit einer Gruppe identifiziert, was nichts ist als erweiterte Eigen-Identifikation, schließt automatisch andere aus, die ihn nicht oder weniger interessieren, die Anderen und Fremden und damit das Protomaterial zu Feinden und Sündenböcken. Denn das bejammert der Bocksgesang eigentlich, die Forderung, keine Sündenböcke mehr zu missbrauchen, sondern Probleme gemeinschaftlich an der Ursache zu erkennen und zu lösen. Doch dazu benötigt es, Ihr ahnt es vielleicht schon, das Bewusstsein von Zugehörigkeit, das uns so sehr mangelt. Damit zeigt sich, der Mensch, der sein Ich erringt, indem er es vom Gesamtzusammenhang isoliert, kann nicht im Ganzen denken, fühlen oder handeln, weil er selbst nicht mehr ganz oder ein geistiger Halbling ist sowie ein Gefangener seiner Unbewusstheit. Aus dieser Position heraus gibt es nur zwei Richtungen: Sich tiefer verstricken in die Ich-Vorstellung, inklusive härterer Ausgrenzung und Bekämpfung des „Feindes“, oder sich lösen vom Ich und wieder öffnen für das Ganze.
Die Halblinge stellen jedoch gerne ihre Vorstellungen über die Realität und neigen darum zwei Richtungen zu, die eigentlich zwei Seiten einer Münze sind: Entweder sind sie libertäre Freiheitsfanatiker oder autoritäre Tyrannen. Beide Formen sind toxisch. Aus diesem Mischungsverhältnis speist sich die egobasierte Gesellschaft.
Alle große, makrosystemische historische Dialektik entspringt nun aber nicht dem Kampf dieser Gruppen untereinander, das ist nur Hintergrundrauschen, das uns ablenkt, die Melodie. Die eigentliche Auseinandersetzung und Taktgebung oder der Richtungskampf findet zwischen denen statt, die zur Ganzheit sich wieder vervollkommnen und der Wirklichkeit dienen wollen und denen, die das verweigern und aus Angst spalten, ausgrenzen und die Wirklichkeit beherrschen wollen; denen, die die Interessen des Lebens als Ganzes in Visier nehmen und jenen, die nur partikulare Interessen vertreten; den progressiven und den aggressiven; den proaktiven und den reaktiven Kräften. Jenen, die mutig voran streben in unbekannte Gefilde und jenen, die sich ängstlich an das Bekannte und Vergangene krallen. Hier gilt die Regel: Je mehr Ich, umso weniger Halt, umso mehr Angst, umso stärkeres festhalten; je mehr Aufhebung im Ganzen, desto stärkerer Halt, weniger Angst und größerer Fortschritt. Diese Reibefläche gegensätzlicher Triebe entzündet das Feuer makrosystemischer dialektischer Bewegungen und hält sie am Laufen.
Wenn wir die menschliche Entwicklung als einen Zeitstrahl betrachten, so gibt es ja ein Ziel, ein Wohin größerer Erkenntnis oder, anders ausgedrückt, jede Entwicklung, die einen Anfangspunkt hat, hat auch einen Endpunkt. Und da Zeit innerhalb unserer Kausalsysteme nur in eine Richtung fließt, nämlich nach vorn, ist ein Festhalten, Zurückwollen oder Stillstehen immer destruktiv. Natürlich kann es auch ein Zuviel der Entwicklung geben. Ich denke jedoch, durch das ständige reaktionäre Ausbremsen hängt unsere Bewusstseinsentwicklung dem tatsächlichen Geschehen und den durch uns verursachten und das ganze Leben betreffenden Ereignissen ziemlich hinterher. Dem Endpunkt zuzustreben birgt Heil, ihm entgegenzustreben Unheil.
Neben den Halblingen und den zwei Formen, denen, die mutig ihre Entwicklung vorantreiben und denen, die ängstlich an äußeren Erscheinungen anklammern, gibt es noch jene seltenen Wesen, die großen Weisen, Heiligen, Erwachten, Philosophen und Erleuchteten, die ihr Bewusstsein ergänzten und wieder ganze Menschen wurden, die ein lebendes Beispiel vom Bewusstsein der Liebe geben. Je nach Zeitumständen werden diese Menschen geliebt und gehasst, selten erträgt der Halbling jedoch die Anwesenheit eines Ganzen und so der Halbling der Macht und Tyrannei verfällt, wird der Ganze nicht selten eines grausamen, gewaltvollen Todes sterben.
Dennoch: Diese Vollkommenen sind das Beispiel des Zieles einer evolutionären Entwicklung des Bewusstseins und damit die Wegweiser im Labyrinth des Systems des Lebens und der sozialen Ordnungen. Die Halblinge, die sich nach Ganzheit sehnen und auf dem Weg sind, unterstützen den Fortschritt und die Aufklärung, die Halblinge, die es fürchten, unterstützen die Reaktion und Abstumpfung.
Der Halbling befindet sich noch voll in der Dualität und damit im Widerspruch zum Weltganzen und seinem eigentlichen Wesenskern. Der Ganze jedoch ist der Dualität enthoben, er hat sein Ich überwunden, so duldet er keinen Widerspruch in sich und zum Ganzen noch bildet er einen polaren Gegensatz zum Halbling. Als Ganzer liebt er alles Lebendige. Der Halbling ist auch im Ganzen, denn die Realität ist ganz, nur bekommt er von Realität nichts mit. Denn indem er spaltet, sagt, das gehört zu mir und das nicht, wird er zum Halbling. Sein dualer Gegenpart besteht stets aus Teilen, von denen sein Bewusstsein festlegt, dass sie angeblich ihm nicht zugehörig sind, mangelndes Zugehörigkeits-Bewusstsein, wie gesagt. Dieses aber bildet die Basis für alle Verbindung und Beziehungen, sein Mangel jedoch für Verbrechen und Krieg.
Bevor wir uns der Lösung des Konfliktes zuwenden, möglichst ohne die totale Vernichtung von Mensch, Leben und Erde zu riskieren, erlaubt mir, die Krise nochmal zu entkleiden und runterzubrechen auf drei wesentliche Punkte. Die Verbindung und Beziehung zu sich selbst, zum Leben und Weltganzen, zum Ewigen oder Gott.
Die Entwicklung des individuellen Bewusstseins ist etwas sehr subtiles. Im Leben jedes Menschen kommen Herausforderungen und Chancen, sich zu entscheiden für die Entwicklung hin in Richtung Ichsucht und Besitzdenken oder hin zu Liebe und Allverbundenheit. Manche Traditionen sagen auch, zwischen weltlich gebundenem oder himmlisch freien Weg oder schlicht zwischen Teufel und Gott. Sicher fällt in einer gut entwickelten Gruppe von Menschen der ein oder andere egoistische gar nicht so ins Gewicht. Aber wenn der Egoismus die Norm wird, dann geschieht der Bruch auch im gesellschaftlichen und globalen Zusammenhang mit fatalen Folgen.
Erlaubt mir an dieser Stelle mal eine Definition von Verbindung und Beziehung im Sinne meines Denkens zu geben. Beide gehören zusammen, beziehen sich auf dasselbe Phänomen, aber mit unterschiedlicher Perspektive. Verbindung meint das bloße Vorhandensein von Bekanntschaft zwischen mehreren Punkten, Beziehung hingegen gibt die Qualität dieser Bekanntschaftsverhältnisse wieder.
In Wirklichkeit ist Alles Allem verbunden und bildet eine Totalität, eine kosmische Einheit. Wir leben nicht im Kosmos, wir sind Kosmos. Nur ist uns diese Allverbindung nicht mehr bewusst, da wir uns zu sehr oder ausschließlich auf das illusionäre Ich der Eigenidentifikation stützen. Wir rennen einer Projektion eines selbst hergestellten Films hinterher. Auch hier gibt es nur zwei Richtungen, sich fanatisch hineinsteigern in die eigenen Vorstellungen oder sie als Schleier zwischen Erkenntnis und Wirklichkeit enttarnen und auflösen?
Je mehr das Bewusstsein schwindet, desto klarer tritt das Ich hervor, umso mehr entstehen Ohnmacht, Entfremdung, Unwohlsein, Wut, Empörung, Gewalt, Sucht und Einsamkeit. Je mehr das Bewusstsein erkennt und sich erweitert, umso mehr Bekanntschaft macht es mit Aspekten der Wirklichkeit bis hin dazu, sich der Allverbundenheit wieder zu bemächtigen, womit Ankommen, Wiedererkennen, Wohlergehen, Glückseligkeit, Frieden, Gemeinsamkeit und Synergie verbunden sind.
Ist das Bewusstsein geschwunden, passt der Begriff der Bewusstlosigkeit, der ja analog zur Ohnmacht gebraucht wird. Ohne Macht empfinden wir uns den Umständen ausgeliefert. Wir wollen uns ihrer bemächtigen in diesem Zustand, nicht sie schöpferisch gestalten. So erklärt sich auch das Schwinden unserer schöpferischen Kräfte, je mehr wir uns auf die falsche Krücke unseres Ichs und Besitzes stützen und nicht aus eigener Kraft stehen und uns bewegen, analog zur Sucht nach Spiel, Gewinn, Macht, Kontrolle und Besitz, die zunehmen. So geht es denn um die Rückgewinnung der Macht als in ihrer Form als liebevolle, gemeinsame Schöpferkraft durch Ichüberwindung.
Das erste, was bei Aspekten von Entfremdung auffällig wird, ist der Verlust der Verbindung zu sich selbst, zum Menschen als Ganzem und damit auch zum Mitmenschen und Mitleben. Bei manchen ist die Qualität ihrer Verbindungen so mies, dass man von Beziehung kaum noch sprechen kann. Also betrachten wir uns zuerst die Auswirkungen dieser Störungen auf uns selbst.
Jeder Mensch sollte eine gesunde Beziehung zu sich selbst pflegen. Unter zu großer Ich-Betonung leiden nicht nur die Beziehungen zu Anderen, nein, besonders auch die zu sich selbst. Derartige Beziehungsstörungen zu sich selbst gehen mit Selbstverliebtheit oder Selbstverurteilung einher. Symptomatisch ist es, wie beim Ich- und Zugehörigkeits-Bewusstsein, eine Gleichgewichtsstörung die in Extreme treibt, von Herrschsucht bis zur totalen Ausopferung an Andere. Was viele daran nicht verstehen: Beides sind Formen extremen Egoismus und der Abhängigkeit.
Hierzu noch ein kleiner Einschub: Es gibt zwei Formen von Abhängigkeit, eine positive und negative. Positiv können wir eine Abhängigkeit dann nennen, wenn sie echt ist und absolut lebensnotwendig. Zum Leben müssen wir Menschen Luft atmen, wir benötigen Speis und Trank, sind also von diesen Dingen abhängig. Negative Abhängigkeit besteht immer dann, wenn wir künstliche Abhängigkeiten schüren, die nicht lebensnotwendig sind, wie zum Alkohol, zu Partner*in oder zum Besitz und Geld. So können wir uns merken, überall, wo wir aus dem Gleichgewicht geraten, leidet unsere Beziehungsqualität und wandelt sich in Abhängigkeits- und Besitzverhältnisse. Auf dem Weg der Bewusstseinsentwicklung gilt es diese Knoten zu identifizieren und dann zu lösen, um wieder mehr in die liebevoll gepflegte Beziehung hineinzuwachsen. Denn die optimale Bewusstseinsentfaltung geschieht in Freiheit und Gleichgewicht, nicht in Abhängigkeit und Schräglage.
Das führt mich gleich zu einem weiteren Gedanken: Viele Halblinge glauben, in der Befriedigung all ihrer Abhängigkeitsverhältnisse läge die „Freiheit“. Bekommen sie ihre egoistischen Wünsche nicht befriedigt, fühlen sie sich „unfrei“. An diesem Beispiel sehen wir ein Grundprinzip, das immer dann auftaucht, wenn wir unserer wahren Identität verlustig gehen: die (satanische) Verkehrung und wer verkehrt ist benötigt Umkehr, um wieder aufrecht zu sein.
Echte Freiheit gewinnt nur, wer die Ketten der Abhängigkeiten löst. Die Befriedigung von immer mehr und mehr materiellem Sinngenuss führt also mitten in das Gefängnis, das bedeutet Anhaftung sorgt für Verhaftung. Dass wir unser Gefängnis selbst bauen und auch selber die Wärter sind, das nimmt der Halbling nicht wahr. Er reagiert wütend und empört, wenn er nicht bekommt, wozu er sich oder die Industrie, Ideologie oder Religion ihn in Abhängigkeit gesetzt hat und ist so für „die da Oben“ leicht zu lenken und zu manipulieren.
Eine weitere Folge der gestörten Verbindung zu sich selbst, die es „denen da Oben“ leicht macht, „die da Unten“ zu lenken, ist Einsamkeit. Sicher spielt hier auch die Verbindung nach Außen eine Rolle, aber fundamental ist immer die Selbstbeziehung, denn deren Qualität bestimmt, wie sich die Beziehung zu anderen Menschen entwickeln kann.
Jemand, der aus seinem Kern geworfen ist, kann wieder zu zwei gegensätzlichen Formen des Verhaltens kommen: Ängstlich dominant oder ängstlich devot. Es gibt auch echtes dominantes und devotes Verhalten in allen Mischungsverhältnissen und wenn ein Mensch in seiner Mitte steht, kann er das gefahrlos ausleben. Hier aber ist das Verhalten ein künstlich konditioniertes, kein natürliches; eines, das mehr der Vorstellung von etwas folgt, als der Realität, und da es einem Zerrbild hinterherläuft ist die Verletzungsgefahr für alle Beteiligten sehr hoch, mental, psychisch, körperlich.
Ängstlich dominantes Verhalten trifft man bei vielen jungen Migranten. Es ist das Verhalten eines aggressiv posenden Tieres, das den Feind auf Abstand halten will. Eine Folge der Alltagsdiskriminierungen und unverarbeiteter Traumata. Ehrlich, da kann ich es noch verstehen. Aber beim blonden, blauäugigen Arier, der laut gegen einen CSD anbrüllt, bei jugendlichen Nazis oder auch denen, die ständig auf der Suche nach ihrer Männlichkeit sind, Grausamkeit meinend, oder auch bei den sog. Alpha-Männlein Coaches, überall Angst-Dominanz. Irrationale, dem eigenen Weltbild entspringende Angst. Achtet diesbezüglich auch bei Politikern darauf, welche Ängste der Bürger sie ernst zu nehmen fordern und welche sie ignorieren. Meist sollen wir irrationale Ängste ernst nehmen, aber die rational begründbaren ignorieren. Denkt da mal drüber nach….
In der Beziehung zu einem selbst zeigen sich diese Störungen folgendermaßen: Wer nicht bei und mit sich sein kann, überträgt das devote oder dominante Verhältnis auf sich selbst, und da in der Selbstbeziehung die eine Ebene auch die andere wachruft, entstehen widersprüchliche Impulse. Diese steigern sich in Resignation, Depression, aber auch selbstschädigendem Verhalten wie Selbstverletzung bis zu Selbstmordgedanken. Und hier noch als wichtiger Einschub: Spürst Du irgendeine Art Leidensdruck in Dir, geh zur Therapie!
Ich weiß, oft liegen die Ursachen solchen Verhaltens in der Kindheit und Jugend begründet, im eigenen Erleben von sich und der Welt. Spiritualität kann uns stabilisieren und hilft, in der Welt dieses Leiden einzudämmen, unseren Kern wieder zu entdecken, sich vom Alten zu lösen und neu durchzustarten. Aber eine Psychotherapie ersetzt sie nicht.
Ich möchte auch nochmal an dieser Stelle an das Experiment erinnern, wo Menschen sich schmerzhafte Stromschläge gaben, um Wartezeit zu überbrücken. Da zeigt sich schon, wie wenig wir mit uns sein können. Auch die Affinität dazu, aus Langeweile sich Schmerz zuzufügen. Oder anderen. Langeweile – Das Tor zu Kreativität und Dekadenz. Wer bei sich ist, wird Kreativität schöpfen, wer aber neben sich steht, neigt zu Gewalt.
Man beginnt so langsam zu ahnen, warum bestimmte totalitäre Systemlinge sich gern in so eine Welt hineinfiebern. Gibt es einen Unterschied in der Qualität der Langeweile? Ich meine ja, denn die Langeweile, die zu Kreativität führt, ist meist ein selbstbestimmter Zustand, selbst wenn er von den Umständen erzwungen wurde, während die Dekadenz bis zum Gewaltexzess von einer fremdbestimmten oder erzwungenen Langeweile bestimmt werden, wenn man zum Beispiel so reich ist, dass man sich keine Gedanken machen muss um Geldverdienst und Arbeit. Zu diesem Zustand gelangt man nur durch zwei Dinge: Erbe, dann erbt man womöglich die Dekadenz gleich mit oder wird unter Druck gesetzt usw., auf die psychologischen Grundlagen möchte ich gar nicht so tief eingehen, da könnten wir noch viel analysieren; oder man hat hart gearbeitet, da gibt es auch zwei Möglichkeiten, war die Arbeit sinnerfüllend und entsprachen der Bestimmung, so wird die Arbeit wohl fortgeführt, dies sind meist die altruistischen Milliardäre; oder war die Arbeit entfremdet, Plackerei fern der Bestimmung oder irgendeine anstrengungslose Sinnlosigkeit, wie sie so oft von unseren falschen Systemen belohnt wird, so wird die tatsächliche Bestimmung meist auch dann nicht mehr erkannt, weil sie zu sehr unter falschen Konditionierungen vergraben liegt, ergo gibt man sich Tätigkeiten hin, die Langeweile zu füllen, koste es, was es wolle, hier haben wir die Tyrannen, die zur Politik neigen, und die schlimmsten Ökosünder unter den Milliardären.
Wer nicht mit sich selbst ist zeigt auch, dass er sich nicht leiden kann. Sowohl Störungen zur Grandiosität als auch zu Selbstverachtung können hier auftreten, manchmal auch wild gemixt oder bipolar, dass mal die eine, mal die andere Seite dominant wird. Auch da sehen wir Teilung, Dualität und das Spiel der Unterdrückung, das nach Innen auch häufig als Verdrängung geäußert wird, was nur dazu hilfreich ist, die eigenen Vorstellungen gegen die Realität zu behaupten.
Mit dem Spiel von Grenzen setzen, Dominanz und Unterdrückung geht immer auch Angst einher und man könnte streiten, was zuerst kam: Führt Angst zu Dominanz und Unterdrückung oder führen Dominanz und Unterdrückung zu Angst. Ein Kreislauf? So scheint es in der Zeit. Doch ist Realität nie monokausal. Und so nennen wir dieses Phänomen eine Wechselwirkung oder Wechselleben (nach Krause). Das wird für spätere Betrachtungen noch wichtig. Man könnte sagen: Je mehr Grenzen gesetzt und Hierarchien stärker und starrer werden, umso stärker werden Leiden und Beziehungsstörungen; je mehr Grenzen aufgegeben und Hierarchien dünner und durchlässiger werden, umso stärker werden Wohlergehen und ein natürliches Zugehörigkeitsempfinden zum Ganzen.
Ein Mensch, der neben sich lebt, der meint in der Fremde bei sich selbst zu sein, der sich nicht kennt und das, was er kennt nicht leiden kann oder in Eigenidentifikation das Eigentliche hasst, ist geprägt von innerer Zerrissenheit und einem tiefen Unwissen über sich und die eigene Bestimmung und Verortung im Leben. Wenn man immer getrennt von sich lebt, wie meint man dann, dass es andere Menschen auf Dauer bei einem aushalten können? Die Ichs haben eine einfache Strategie, fallen sie doch auf den äußeren Schein herein, so sollen´s eben Masken bringen.
Man zeigt den Anderen ein Bild von sich und heute, bei den sozialen Medien, ist diese Art Entäußerung besorgniserregend. Die Influencer*innen interessieren sich nicht mehr für sich, sondern für die Marke, die sie aus sich machten in Unkenntnis von und vollkommenem Widerspruch zu ihrem originalen Selbst. Die sozialen Medien als sichtbare Gestaltung der Eigen-Identifikation. Häufig eine Ansammlung von Widersprüchen, Wahrheitsverdrehungen und Widerstand. Manchmal auch nur lächelnde Hüllen. Nicht wenige brechen unter dem Druck zusammen. Denn auch das Ego ist hier Belastungen ungewohnter Stärke ausgesetzt, zum Beispiel bei einem Shitstorm. Was zerrissen ist, bringt Zerrissenheit hervor.
Ein Mensch, der es mit sich nicht aushält, wie sollen Andere es mit ihm aushalten. Wenn die Masken fallen und die Menschen schreiend wegrennen (wohl weil sie eigene Demaskierung fürchten), wovor laufen sie dann weg? Vor der Wahrheit? Das würde ihren Hang zur Lüge erklären. Aber egal, wie stark sich das Ich in die eigene Vorstellung verrennt – die Realität ist stärker. Die zeigt sich in unseren Beziehungen nach Außen. Also betrachten wir uns jetzt, wie unsere Beziehungsstörungen im Wechselleben mit der äußeren Wirklichkeit korrelieren. Einsamkeit ist da sicher das am häufigsten anzutreffende Phänomen. In England hat man dafür sogar extra ein Ministerium geschaffen. Alles Folge der Verschiebung und des Ungleichgewichtes zugunsten des uns von der Wirklichkeit abschneidenden Ich-Bewusstseins.
In der persönlichen Beziehung zum Mitmenschen wird es schwierig. Auf Dauer können solche Beziehungen nur als Macht-, Besitz- und Abhängigkeitsverhältnis überleben, solange wechselseitige Abhängigkeit befriedigt wird, spricht das Ich von einer „guten Beziehung“. In Wahrheit ist es eine Beziehung in Schräglage, wo sich nur zwei passende Schräglagen zueinander fanden. Ich will gar nicht spekulieren, auf welchen Wegen diese Schräglagen entstanden sein könnten, noch was es an Kraft und unbewusstem Aufwand benötigt, dieses Konstrukt aufrecht zu erhalten. Es kann funktionieren, solange bis einer zur Entwicklung strebt. Dann ist die Frage, macht der andere Part mit oder leistet er Widerstand. Auch dies ist eine gute Metapher, es zu verstehen, und zwar im Sinne der Gruppenbildung der Halblinge, es tun sich immer die zusammen, die in gleicher oder doch ähnlicher Schräglage sich befinden. Neudeutsch ausgedrückt: Sie teilen dieselben Narrative.
In einer Familie zum Beispiel suchen sich die passenden Teile, um Nachkommen zu zeugen. Wenn die Eltern in einer solchen Schräglage sind, die sie als `normal´ verteidigen, werden sie auch ihre Kinder in dieser Richtung erziehen. Die Kinder befinden sich von Anfang an in Schräglage, nehmen diese an oder gehen in Widerstand, werden später genau so schräg oder andersrum schräg wie die Eltern, weil sie sich an deren Schräglage ausrichten müssen, etwas anderes kennen sie nicht und steht ihnen wohl auch nicht zu Verfügung, Kinder haben keine Wahl. Einige nutzen später oder während ihrer Entwicklung die Schräglage, zu sich selbst zu finden, sich selbst zu erkennen und wieder aufzurichten. Aber egal wie gravierend diese Schräglage ist und wie damit umgegangen wird, wir müssen dies als eine mehr oder minder dysfunktionale, entfremdete Familie betrachten, die besten Untertanen zumeist, weshalb egobasierte Systeme ein großes Interesse daran haben, mittels Propaganda ihr Schäflein in Schräglage zu halten, wie die Eltern innerhalb der Familie. Die Bilder gleichen sich, ein Hologramm unserer Abdrücke, Alpdrücke und Ausdrücke und unseres Wechsellebens.
Dysfunktionale, gebrochene, halbe Menschen haben auch wieder zwei Neigungen, der perfekte Systemsklave zu werden, der sich arrangiert und auf Karriere hofft, und der Verbrecher, der sich dem System nicht beugt und praktisch an ihm vorbei seine Egostrukturen erschafft, die dann auch sich wieder feindlich gegenüberstehen. Diese Menschen lassen sich auch gut ausbeuten oder in den Krieg schicken. Auch gegeneinander aufhetzen ist ein beliebtes Hobby. Doch nicht nur innerhalb der menschlichen Beziehungen und Verbindungen wirkt übermäßiges Ich sich verheerend aus, auch in der Beziehung zu den Mitlebewesen. Artenübergreifende Kooperation ist das Fundament der Entwicklung des Lebens und des Bewusstseins sowie der Garant ihres Bestehens.
Unser gestörtes Beziehungsgeflecht zeigt sich auch in mangelndem Mitgefühl dem Leben gegenüber. Wie sonst lässt sich Massentierhaltung erklären, wo wir dem Mitleben grausamste Dinge antun? Oder Krieg? Betrachten wir also die Beziehung zu unserer „Umwelt“. Ich schreibe es in Anführungszeichen, weil wir ja eigentlich von Umwelt nicht getrennt sind und auch die Vorstellung, dass uns die Welt umgibt, eine Illusion ist, weil wir eine Spaltung im Bewusstsein vornehmen und uns nicht mehr ganz wahrnehmen, als Ganzes, das, was wir wirklich sind.
Ein schon erwähntes Phänomen ist Einsamkeit, also der Verlust natürlicher sozialer Bindungen. Doch auch wie wir die Menschen um uns für diesen Wahn missbrauchen ist interessant. Halblinge wollen mehr scheinen, als sie sind, dann versuchen sie Herrschaft zu erringen, aber nicht über sich, um wieder ganz zu werden, sondern über andere Halblinge, deren Besitz, Macht, Geld. Diese Art zeigt eine aggressive Übertätigkeit. Und andere wieder haben die Neigung, gar nicht mehr selbständig tätig zu sein. Zu jeder Arbeit benötigen sie Anleitung und Anschub, beschweren sich, wenn sie gedrückt werden und wenn sie nicht gedrückt werden, faktisch ohne eigenen Willen außer dem, in Ruhe gelassen zu werden. Die Leichenstarre schon im Leben erschaffen und jedem lebendigen Impuls Widerstand leisten, bis er erstirbt. Diese Menschen schreien stets nach Mama oder einem Führer, da sie zu eigener, freier Entscheidung in ihrem Zustand nicht mehr fähig sind, so kaputt wurden sie gemacht und/oder machen sie sich selbst.
Dieser Umstand führt dann zu verschiedensten Phänomenen: Krieg wäre zu nennen als eine Möglichkeit, andere zu unterwerfen. Aber auch Unterdrückung von Minderheiten, Juden, Muslimen, LGBTQIA, Hexen, Christen, Sinti und Roma, jede Minderheit kann da zum Opfer gemacht werden. Natürlich ist hier auch die jahrtausendelange Unterdrückung der Frau zu nennen oder auch Verbrechen wie Vergewaltigung und Femizid. Weshalb die Betroffenen und Opfer dieser Halblingsansichten zusammenhalten und um Gleichberechtigung kämpfen (die Fortschrittlichen). Diese versuchen wiederum mit Macht und Lügen ihren Einfluss zu erhalten (die Reaktionären).
Natürlich legen solche widernatürlichen Ansichten sich auch negativ auf die Gesellschaftssysteme nieder. Bei Halblingen wird der Kampf gegeneinander betont, das Recht des Stärkeren, und das spiegeln ebenso die wirtschaftlichen Systeme. Und meist dominiert die Wirtschaft die Gesellschaft, was auch Teil der verkehrten Ansichten der Halblinge ist. Denn Wirtschaft hat dem Leben zu dienen, sie ist dazu da, uns ein gutes Leben zu sichern, und nicht damit einzelne Halblinge sich bereichern, weil sie glauben, Geld und Macht würde sie zu Ganzen machen. Dabei fördert dies nur das Verbrechen. Steuerhinterziehung ist da noch das geringste Übel.
Ich denke da an die weltweite Ausbeutung der Ressourcen von Mensch und Natur. Am Ende bleiben beide augelaugt, geschwächt, nicht mehr lebensfähig zurück.
Natürlich beträfe der Zusammenbruch auch noch den reichsten Halbling, aber es ist nunmal Hablingsart, nicht ganz zu denken und somit die Konsequenzen auszublenden. Es führt auch dazu, dass die Gewinne stets in private Taschen weniger Halblinge fließen, während Schäden und deren Folgekosten stets der Allgemeinheit aufgebürdet werden. Insofern sind unsere Systeme ein groß angelegter Betrug am Bürger.
Umweltverschmutzung, Kinderarbeit und Millionen Kranke und Tote jedes Jahr, das ist was unsere kapitalistische Halblingslebensart jährlich kostet. Ich fordere schon lange, dass diese zahlen jährlich erhoben und transparent der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Doch nicht nur Menschen wecken Begehrlichkeiten, sie zu unterjochen und besitzen.
Auch die Natur, Pflanzen, Pilze, Tiere, werden derart gequält, geknechtet und rücksichtslos ausgebeutet und ermordet. Jedem ganzen Menschen graut es vor unserer Massentierhaltung und jede*r, die*der so was frisst und nicht durch absolute Armut dazu gezwungen ist, wird sich vor dem Ewigen dafür zu rechtfertigen haben. Doch die meisten interessiert selbst das nicht mehr, denn auch diese Beziehungsebene ist gestört. Auch Monokultur mit ihrem Giftgespritze, was die Insekten minimiert, was Vögel verhungern lässt, was die Bestäubung und Ernten schwieriger macht usw. usf., überall das zerstörerische Halblingsdenken. Ich erinnere mich, dass mir schon vor Jahren auffiel, dass Insekten und Vögel weniger werden. Was machen Halblinge, darauf aufmerksam gemacht? Verdrängen, beschwichtigen, rechtfertigen und weiter so.
Auch die Beziehung zu Mutter Erde, ihrem gesunden und lebensfreundlichem Klima, zu Wäldern, Seen, Mooren, zum Meer und all seinen Bewohnern, zum Leben wir zum Lebensraum, den wir selbst als etwas lebendiges betrachten können, wenn er fähig ist, leben hervorzubringen und zu beherbergen, sind ebenso gestört wie unsere Verbindung zu uns selbst und zum Leben an sich. Wer aber dem Leben nicht verbunden ist, kann der uns als lebendiger Mensch gelten? Wer sich aber wieder rückanbindet an sich, das Leben und das Ganze, der ist unrettbar verloren für die durch unsere Störung entstandenen weltlichen Bedingungen. Jeder Mensch, der sich auf den Weg zurück macht, entzieht dem Egosystem Kraft und schwächt es. Denn wirklich lebendige Menschen lassen sich so nicht beherrschen. Die übern die Herrschaft über sich selbst. Mit denen ist auch kein Geld zu machen. Die investieren liebe in das Wohl der Welt. Genau deshalb sind diese Menschen, die sich befreien und aus dem Sklavenstand erheben, die größte Gefahr für die egobedingte Marktabhängigkeit.
Wir sehen also, dass selbst Extremwetter, Pandemien, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Artensterben und Klimawandel Folgen unserer Beziehungsstörungen und Halblingssüchte sind. Mensch und Tier, Kultur und Natur, alles leidet unter uns Halblingen und Egoisten. Zeit, zur Besinnung zu kommen? Zeit, umzukehren? Zeit, zum ganzen Menschen zu werden? Denn wenn wir weiter nur „für das Eigene“ arbeiten und somit „das Andere“ unterdrücken, verlassen wir diese Schräglage und den Gefahrenbereich nie. Wir können uns nur wieder aufrichten, indem wir uns die Teile im Bewusstsein zurückerobern, die uns fehlen und verloren gingen, an Menschlichkeit, an Mitgefühl und Herzensgüte. An Weite des Bewusstseins, das alles Leben und selbst den Lebensraum noch fürsorglich mit einschließt.
Denn wenn wir die Beziehung zu uns selbst, zum Leben und Weltganzen wieder hergestellt haben, dann kann es uns auch gelingen, die Beziehungsebene darüber auch noch zu heilen, die zum Ewigen oder Gott. Doch dazu dann im dritten Teil mehr, wenn wir die Lösung des durch uns angerichteten Kuddelmuddels in den Fokus nehmen.
Musiktipp
Tauchen wir hinab in die Welt der Mythen und Legenden des Nahen Ostens. In die Welt von Königen, Prinzessinnen und Propheten. Kaum ein anderes Werk der Musikgeschichte nimmt das Wüten der Halblinge gegen einen Ganzen so in den Fokus. Die Rede ist von „Salome“, die Musik stammt von Richard Strauss (1864-1949), dem Text liegt das Drama von Oscar Wilde (1854-1900) zugrunde und wurde von Hedwig Lachmann, verehelichte Landauer (1865-1918) übersetzt und zusammen mit dem Komponisten besorgt. Die Uraufführung fand vor exakt 120 Jahren 1905 in Dresden statt.
Der Tetrarch Herodes beherrscht mit seiner Frau Herodias das heilige Land. Auf betreiben seiner Frau hat dieser den aufrührerischen Propheten Jochanaan, bekannt aus der Bibel als Johannes der Täufer, gefangennehmen lassen. Seine Stieftochter Salome, Tochter der Herodias, verlässt ein Bankett, um sich der lüsternen Blicke des Stiefvaters zu entziehen. Sie ist des Halblings höchste Begehrlichkeit. Herodias verfolgt derweil andere Pläne und Ränke. Einer der Soldaten, Narraboth, liebt die Prinzessin, doch als Halbling per System ist ihm diese Liebe verboten, die Salome übrigens aus Trotz auch nicht erwidert. Der Ganze, der Prophet, eingekerkert in ein Kellerloch, klagt im Namen des Höchsten die Umstände und Verhältnisse der Gesellschaft und besonders ihrer Herrscher*innen an. Salome, dies Gewahr werdend, verlangt den Propheten zu sehen und Narraboth, blind vor Liebe, erfüllt ihr trotz schwerster Bedenken diesen Wunsch. So nimmt das Unheil seinen Lauf.
Und wird die ganze Berechnung der Halblinge, ihre Süchte, Wünsche und Lüste vor Augen geführt und was sie alles für Wahnsinn zu tun bereit sind, wenn sie die Macht haben, um sich diese Wünsche zu erfüllen. Doch jeder dieser erfüllten Wünsche hinterlässt nur einen schalen Geschmack und uns hungriger und verdorbener als zuvor. Wie der zweite Teil meines Essays führt die Oper uns die Beziehungsstörungen vor, ohne in ein gutes Ende zu münden. Bei meinem Essay macht darauf der dritte Teil Hoffnung. Wir werden sehen, wie unser heutiges Spiel ausgehen wird, ob wir lernen vor dem Zusammenbruch, oder diesen tatsächlich brauchen, um zu lernen. Wir werden es sehen…
Hier ein Link zu einer Aufführung auf dem empfehlenswerten YouTube-Kanal „Opera Vision“:
https://youtu.be/wgRahGEA5RI?feature=shared
Buchtipp
Falls Ihr ein Buch sucht für ältere Kinder, Jugendliche und Junggebliebene aus dem Abenteuer-Fantasy Bereich und es soll bewusst nicht die Transhasserin Rowling reich machen, es soll auch philosophische Tiefe und spirituelle Einsicht nicht zu kurz kommen, ein sprachlich guter Stil und eine packende Geschichte?
Dann empfehle ich Euch vom Amadeus Firgau „Sorla Flußkind“, eine Reihe bestehend aus insgesamt 5 Bänden.
Die Geschichte von Sorle-a-glach, kurz Sorla genannt, einem Menschenkind, dessen Herkunft unklar ist und das bei einem Flußtrollweib aufwächst. Er begibt sich auf Wanderschaft, wohnt einige Zeit unter Gnomen und wird von ihnen gebildet. Dabei erlebt der Junge manches Abenteuer, der bei Beginn der Handlung 9 Jahre alt, aber schon ungeheuer wissbegierig und reif ist. Bis zu den tiefen Mysterien des Urgrundes wird unser Held reisen, um seine Beziehungsgeflechte zu klären, zu heilen, daraus zu lernen und daran zu wachsen.
#SommerLyrik
Hedwig Lachmann (1865-1918)
Vision
Ich hatte einen Traum von Einsamkeit.
Die Menschen hatten alle mich verstossen
Und zitternd floh ich durch die Dunkelheit.
Kein Obdach, keine Hütte weit und breit,
Kein Leben ausser meinem in dem grossen
Irrgang der Flucht und der Verlassenheit.
Die Nacht war tief und wetterstrahlbedroht.
Am Firmament wie angeschmiedet lagen
Die Wolken schwarzumsäumt. Der Mond glomm rot.
Ein Jammern kam mich an in meiner Not,
Wie auf den Meeren die Verlornen klagen,
Wenn ohne Halt und Wehr versinkt ihr Boot.
In meine lauten Klagen durch die Nacht
Erbrauste der Posaunenschall der Rufer
Im Heer der ewigen Gewittermacht.
Und eine Flamme sah ich angefacht
Über den dunklen Fernen ohne Ufer –
Und bin in Graun und Gottesfurcht erwacht.
aus „Gesammelte Gedichte“, 1919
Hedwig Lachmann war eine deutsch-jüdische Schriftstellerin, Übersetzerin und Dichterin. Sie Übersetzte unter anderem Werke von Edgar Allan Poe, Rabindranath Tagore und Oscar Wilde, die „Salome“-Übersetzung diente als Textgrundlage der gleichnamigen Oper von Strauss. Sie war in engem Kontakt zum Pankower und Friedrichshagener Dichterkreis, kannte Richard Dehmel, Bruno Wille, die Hart Brüder, Arno Holz und lernte so auch ihren späteren Mann, den Anarchisten und Philosophen Gustav Landauer kennen. Sie starb an einer Lungenentzündung 1918.
#ZitatDerWoche
Gustav Landauer (1870-1919)
"Es gab einmal einen Menschen, der einen Sparren hatte, die wenigen, die ihn für ihren Freund hielten, nannten ihn den Gottschnüffler. Eines Abends im ersten Herbst, als er große Einsamkeit um sich getan hatte, als er am offenen Fenster stand, als er den spärlichen Geräuschen, die sich da und dort erhoben, taub war und als er durch einen dünnen Nebel hindurch die goldene Saat der Gestirne in der ungeheuren schwarzen Schlucht des Himmels schaute, war ihm etwas wie eine Erleuchtung gekommen, und er trat ins Zimmer zu seiner Lampe zurück und hielt beide Hände vors Herz, als ob ihm da etwas weh täte. Von da hoben sich die zwei blassen Hände vor die Stirn und sanken nach vielen langen Minuten erst wieder, als es ihm gelungen war, für sein Erlebnis einen Gedanken und Worte zu finden. Dieser Gedanke aber hieß etwa: Wer Gott suchen wolle, müsse darauf aus sein, ein Element und eine Gleichheit zu finden. Man dürfe nämlich nicht hinter dem Rücken der Welt suchen ein Eines, in dem alle Dinge und Wirklichkeiten verschwänden wie im Hut eines geschickten Zauberers; es lohne nicht, eine andere Welt zu suchen als die mannigfaltige unserer Sinne und unserer Seele; all das Versuchen laufe doch nur auf Täuschung und noch ärgere Vermenschlichung hinaus; wenn es einen Gott gäbe, müsse er eine spürbare Existenz und Wirklichkeit sein; und wenn etwas wäre, was alle Dinge, seien sie sonst noch so anders unter einander, gemeinsam hätten, was man in allem träfe, was alles verband, dann sei das Gott, und einen andern könne man nicht haben und nicht wollen."
Aus dem Essay "Gott als Band - Ein Gottsucher" von 1908, zitiert nach "Der werdende Mensch", 1921
Gustav Landauer gilt als einer der Urväter der Anarchie und Vordenker eines nichtmarxistischen, solidaristischen Sozialismus und ausgeprägter Pazifist. Er stand unter Einfluss des Denkens Peter Kropotkin, dessen Werke er übersetzte, und beide können uns als Vordenker der Neuen Zeit gelten. Er betätigte sich als Übersetzer, u.a.brachte er Meister Eckharts Schriften in modernes deutsch, aber auch Bücher von Oscar Wilde, Étienne de la Boétie, Rabindranath Tagore oder Walt Whitman. Wichtigste eigene Werke: „Skepsis und Mystik“, „Die Abschaffung des Krieges“, „Aufruf zum Sozialismus“ und die Brief- und Essaysammlung „Der werdende Mensch“. Er wurde von rechtsterroristischen Freikorps Soldaten ermordet.
Ich
wünsche Euch eine gesegnete Zeit
Euer André