#SommerLyrik
Allen Mitgliedern der IG Neue Zeit, Adepten des Neuen Egyptischen Ordens, Pantheisten und Panentheisten, besonders der Liga der Pantheisten, guten Magiern und Hexen von Herzen eine gesegnete Sommersonnenwende!
Bruno Wille (1860-1928)
"Sonnenbraut
Ein Wandrer tappt in Nacht und Dünsten;
Wonach er suchte, wußt er nicht.
Da hat verlockt mit Gaukelkünsten
Zu Sümpfen ihn ein Slackerlicht.
Er taumelte hinein und hielt den Rausch der Sinne
Für benedeite Minne.
Und falsche Schätze sah er strahlen,
War allen Leibeslüsten hold;
Vernahm mit Gier der Großen Prahlen
Und griff nach Purpur, Lorbeer, Gold.
Er rang und raufte drum im wirren Siebertraum,
Doch seine Hand griff Schaum.
Wach auf, Genarrter! Herold Morgen
Macht alle Nachtgespenster fliehn.
Von Bergeseinsamkeit geborgen,
Im heilgen Lichtstrom darfst du knien.
Gib hin die dumpfe Stirn! Der rote Sonnenmund
Küßt dich von Schuld gesund.
In Weiheschauern wird nach oben
Zur spät gefundnen Sonnenbraut
Der Freier auf den Thron gehoben
Und Herz dem Herzen angetraut.
Ihr Auge gibt den Kelch der Ewigkeit zu trinken.
O seliges Versinken!"
aus "Die Abendburg", 1909
Kurzbiografie Bruno Wille:
Geboren 1860 in Magdeburg, SPD-Urgestein, besonders in der Jugendbewegung aktiv, später Trennung von der Partei bei lebenslangem Zugehörigkeitsgefühl.
Studierte Theologie, Philosophie, Mathematik und Physik, betätigte sich als Journalist, gilt als Gründer des Vorläufers der heutigen Volkshochschulen, gründete die „Freie Volksbühne“ in Berlin mit, schrieb Romane, Gedichte, philosophische Werke, zB. Offenbarungen des Wachholderbaums, Die Abendburg, Der heilige Hain und Einsiedler und Genosse (Gedichtsammlungen), Philosophie der Liebe, Die Masken des Ewigen.
Panpsychist, Monist und Naturmystiker, früher Vorkämpfer der Gleichberechtigung von Frauen, Homosexuellen, trans Menschen, Vorbild für die „Neue Zeit“, verstorben 1928. Das führt uns auch gleich zum: